MEPHISTO 

-schauspiel nach dem roman von klaus mann-

bearbeitet von michael wallner 

theater lübeck

premiere am 31. januar 2015


regie:               michael wallner

bühne:              heinz hauser

kostüme:         tanja liebermann

 mit:

timo tank, henning sembritzki, sven simon, will workman, juluis robin weigel, sina kießling, susanne höhne, janine kress

»Wie verhält sich Kunst zur Macht, wie der sensible Mensch zur Dominanz jener, die die Fakten schaffen? Das ist der Kern, den Michael Wallner aus Klaus Manns ›Mephisto‹ geschält hat. [...]. Das [...] Publikum [...] dankte mit starkem Beifall für ein Erlebnis. [...] Er erfindet eine Rahmenhandlung, die ihm das Changieren zwischen Fiktion und Realität erlaubt. Das macht die zwei Stunden ebenso fesselnd wie Wallners sensibler Umgang mit Sprache. Er kann Dialoge zuspitzen, dass die brennenden Pfeile der Kultur mitten ins Herz kalter Politik treffen. Dabei zeigt sich, wie beiderseits taktiert wird, wenn man nach oben und dort bleiben will. [...]. Das Spiel im Spiel fasziniert von Minute zu Minute mehr. Woraus Brecht ein Lehrstück gemacht hätte, wird bei Wallner pralle Bühnenkunst. [...]. Dieser Höfgen ist keine Gründgens-Kopie: Timo Tank gibt ihm mehr leichtfüßige Unsicherheit und Anpassung. Seine Perfidie des Karrieristen ist ein Schwelbrand - das Feuer bricht bei seinem Alter Ego aus, das Sina Kießling mit schneidendem Sarkasmus verkörpert: Der Kunstgriff sorgt für Spannung wie mancher andere. [...]. Da verwandelt sich Janine Kreß von der aufmüpfigen Tochter in den jovial-brutalen Ministerpräsidenten und zumal Henning Sembritzki: Erst insistierender Sohn, dann schneidiger Parteibonze und peitschende Juliette. Susanne Höhne punktet in den Schauspielerinnen-Parts der exilbereiten Dora und des Dummchens Lotte (ein Kabinettstück). [...]. Mittendrin ein Zoom auf ›Faust I‹: Die kurze Goethe-Szene zeigt, was Sprache ist, dass sie den Menschen ausmacht - kurz: was Kultur bedeutet und dass wie sie uns nicht nehmen lassen dürfen in der Kakophonie von Politik, Wirtschaft und Vergnügungsmanie. Auch das vermittelt Michael Wallner mit seinem ›Mephisto‹ nachhaltig.«

(Lübecker Stadtzeitung)

 

 

 

»Michael Wallners Inszenierung von ›Mephisto‹ nach dem Roman von Klaus Mann ist Theater im Theater, ein Stück über die Bühne, ihre Helden und deren politische Vereinnahmung. [...] die Figur [Hendrik Höfgen] wächst aus der Tischmitte als verblüffendes Ebenbild der historischen Person mit Monokel und Resthaarkranz. Timo Tank wird sie in den folgenden zwei Stunden virtuos durch die Zeitläufe jagen. [...]. Aus dem linken Eiferer und Revolutionär Höfgen wird ein Mitläufer der Macht aus Gründen des beruflichen und gesellschaftlichen Fortkommens. Außen Marmor, innen Gips. Schlager der Zeit werden angestimmt (›Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da‹), 1938 gesungen von Gustaf Gründgens), ausgiebig wird Goethes ›Faust‹ rezitiert - hier wie dort geht es um einen Teufelspakt.«

(Lübecker Nachrichten)

 

 

 

»Die Inszenierung, die Michael Wallner jetzt von seiner ›Mephisto‹- Bearbeitung präsentierte, ist vielschichtig dicht, packend gespielt - und höchst unterhaltsam. [...]. Eine Familie sitzt zu Tisch, die Tafel wird vom Patriarchen regiert, [als der] Sven Simon brilliert. Was der Sohn denn da geschrieben habe, will der Alte wissen, und der holt aus den Tiefen seines inneren Fegefeuers den ›Mephisto‹ [...]. Mit gruselig-komischen Tête-à-têtes reißen Kießling und Sembritzki (auch als Höfgens SM-Geliebte Juliette) das Publikum mit in den Strudel von Zeit und Verstrickung. Männer- und Frauenrollen werden fröhlich auch weiblich und männlich besetzt. Die Premiere wurde eifrig beklatscht.«

(shz)

 

 

 

»Timo Tank bleibt von Anfang bis Ende in der Rolle des Hendrik Höfgen und ist mit seinem nuancenreichen Spiel doch das eigentliche Chamäleon [...] Er wandelt sich vom Selbstzweifler zum Selbstverliebten Speichellecker, vom enthusiastischen Verfechter des revolutionären Theaters zum ›Affen der Macht‹«.

(Kieler Nachrichten)

 

 

 

»Spaß kann, Überzeichnung darf, Musik muss. Wenn Wallner inszeniert, dann provoziert er die Sinne. [...]. Wer es zulässt, erlebt auch hier maximalen Spaß, der sich hütet, die Intelligenz seiner Zuschauer zu beleidigen und der zugleich süffig genug für einen unterhaltsamen, nur sagenhafte zwei Stunden währenden Abend ist. [...]. Mit Hilfe des doppelten Mephisto (Kießling und Tank) kann Wallner nicht nur durch die Zeit reisen, sondern führt - teuflisch trickreich - vor, was an Wissen über die nationalsozialistisch verwaltete Kulturszenerie, beispielhaft gezeigt an Höfgen, so alles versandete. [...]. Man darf staunen: Wallner schafft es mit bewährter Hilfe von Heinz Hauser (Bühne) und Achim Gieseler (Musik), die vielen Schichten der Geschichte zu Geltung zu bringen. Er tut es augenzwinkernd. Ihn fasziniert, dass die graue Eminenz Macht immer die Gaukler braucht, um zu schillern.«

(Lübeckische Blätter)