DIE VÖGEL

-schauspiel von aristophanes
volkstheater wien
premiere am 14. september 2014


regie & bühne:      thomas schulte-michels   

kostüme:              tanja liebermann 

choreografie:        teresa rotemberg

musik:                   patrick lammer

mit:

günter franzmeier, till firit, thomas kamper, alexander lotzky, patrick lammer, patrick o. beck, rainer frieb, erwin ebenbauer, haymon maria buttinger, günther wiederschwinger,annette holzmann,fanny krausz,tany gabriel, jan szabo und 30 statisterie-VÖGEL

 
  • Pressestimmen

    „Zur Saisoneröffnung macht Regisseur Thomas Schulte-Michels die 2428 Jahre alte Komödie des Aristophanes zu einer bitterbösen, schrillen, lauten Show. Das stark gekürzte Werk kommt aber erstaunlich gut zur Geltung. Was macht der deutsche Regisseur Thomas Schulte-Michels, dessen Version von „Die Vögel“ am Sonntag im Volkstheater Premiere hatte, aus solch einem Lehrstück böser Manipulation, politischer Verführung? Er setzt das Vogelreich auf eine steile, schwarze Treppe. Sie dient einer schrägen Modenschau. Unten aus dem Graben kommen die Menschen, von oben, wo der Himmel durch einen schwarzen Vorhang verdeckt ist, stoßen die Vögel herab, es steigen schließlich sogar verunsicherte Götter herunter. Beim üppigen Text des Aristophanes kommt Schulte-Michels mit rund 80 Minuten aus: Er wird kühn ins Zeitgemäße gebracht (mit Leihgaben von Brecht und Goethe – Patrick O. Beck zitiert „Prometheus“), das Bitterböse aber bleibt erhalten. Die flüchtigen Athener, die wie gruftige Dragqueens gekleidet sind, jammern über Emigranten, Schmarotzer, Kapitalisten. Der Aufstieg dieser Kreaturen ähnelt auch sonst denen der üblichen Populisten in aller Welt. Sie leben erst durch Diffamierung, Ausgrenzung, Terror auf. Zunächst aber müssen sie die Bosse der Vögel samt Volk vom Plan überzeugen: den Wiedehopf (Thomas Kamper), assistiert vom Marabu (Alexander Lhotzky). Gut 40 Exemplare an Federvieh hat Tanja Liebermann infantasievolle Kostüme mit viel Leuchtfarbe gesteckt. Ein Vogel-Kantor (Patrick Lammer zeichnet für die Musik verantwortlich) führt die Schar an, Teresa Rotemberg choreografierte. Der zuweilen ohrenbetäubende Gesang und komplexe Tänze von Wesen, die Love-Parade-Vögel oder Punks sind, tragen den Abend. Der gar nicht attische Chor gibt der Aufführung ganz klassisch eine Menge Energie. Die starken Protagonisten können hier enthemmt sarkastisch sein – das griechische Wort bedeutet ja Zerfleischen. Bald beginnen sie damit, Vögel zu schlachten. Man sieht, wie das Beil in den Graben saust, Wasser wie Blut spritzt. Aber gezeigt werden dann menschliche Glieder. Selbst die Götter beugen sich der Gewalt. Rainer Frieb, Erwin Ebenbauer und Haymon Maria Buttinger dürfen sich fast nackt, in Glitzerfetzen und mit langen, blonden Perücken austoben. Auch die Gangster aus Athen sowie der Wiedehopf und der Marabu kennen kein Maß. Am Schluss präsentieren sie triumphierend den Superblitz des Zeus. Man ahnt, dass mit Ende der Komödie dieses Stück nicht aus ist, sondern dem Vogelstaat die völlige Vernichtung droht.“ (Die Presse)


    „1889 wurde das Deutsche Volkstheater als Gegenpol zum kaiserlichen Hofburgtheater eröffnet. Dessen hat man am Sonntag mit einem Tag der offenen Tür gedacht und einer Premiere, die ganz den volksbildnerischen Auftrag im Auge hatte, Aristophanes' Politparabel „Die Vögel“, und die zudem, wie es der Aufführungspraxis antiker Komödien entspricht, ebenso Belustigungspotenzial in sich trug. Für diesen Eröffnungsabend engagierte Direktor Michael Schottenberg den ganz auf kurzweilige 90-Minüter eingeschworenen Regisseur Thomas Schulte-Michels. Auf einer schwarzen Riesentreppe siedelt er das Reich der Vögel an, die auf die Menschen (das Publikum) hinabblicken und über sich im verhangenen Schnürboden die Götterwelt wähnen. Hier wollen die Bürger Pisthetairos (Günter Franzmeier) und Euelpides (Till Firit) ein neues Reich errichten, ein "afrocleanes" Refugium, wie es in der Stückfassung Schulte-Michels' heißt, fern von "Euro-Junkies" und der in Athen herrschenden "Migranteritis". Mit "inländischen Krallenwerkern" lässt Pisthetairos mit Duldung der Vogelchefs (Thomas Kamper, Alexander Lhotzky, Patrick Lammer) die Luftstadt Wolkenkuckucksheim bauen, wer ihm in die Quere kommt, wird weggeprügelt. Das Gefiedermotiv wurde vielfach variiert, von eingebauten Redewendungen ("einen an der Meise haben"), über Vogelgrippewitze bis hin zu Federschmuck aller Art. Es gibt in diesem Defilee der Grünschnäbel viel zu sehen und bleibt deswegen kurzweilig. Die Treppe (ähnlich beim Revisor im Vorjahr) sorgt fürminütliche Bombenauftritte im Showlicht.“ (Der Standard)


    Jubel für "Die Vögel" nach Aristophanes im Wiener Volkstheater. Thomas Schulte-Michels bearbeitete und inszenierte "Die Vögel" von Aristophanes als schrille Politsatire. Ein Heidenspaß in einer kompakten 80- Minuten-Fassung mit steiler Treppe, schrägen Kostümen (Tanja Liebermann) und einem Riesenensemble mit vielköpfigem Vogelchor. Als wäre die gut 2500 Jahre alte Komödie ein Reflex auf die Gegenwart.“ (Kleine Zeitung)


    „Regisseur Schulte-Michels Version von Aristophanes’ "Die Vögel" ist opulent. Zwei Desperados entern die Bühne des Volkstheaters. Unter speckigen Cowboyhüten lugen Zottelmähnen hervor, fadenscheinige Mäntel verdecken notdürftig löchrige Hemden. Die Hallodris - verkörpert von Günter Franzmeier und Till Firit - schwingen Parolen, die vor Fremdenfeindlichkeit strotzen. Einen neuen Staat wollen sie gründen, eine Heimat ohne "Eurojunkies. Sozialschmarotzer. Asylvampire. Abgezocktes Afrogesocks". Polit-Populismus der untersten Schublade und plumper Despotismus bilden das dürre Gerippe, das in der Bearbeitung von Regisseur Thomas Schulte-Michels von Aristophanes anarchischem Staatengebilde über geblieben ist. In der antiken Komödienvorlage "Die Vögel" ergreifen die Vögel mithilfe zweier Menschen die Macht und gründen einen eigenen Staat zwischen Himmel und Erde. Es ist ein fantastisches Zwischenreich außerhalb menschlicher Gewalt und jenseits göttlicher Kontrolle. Für dieses verheißungsvolle Luftschloss prägte der griechische Dramatiker anno 414 v. Chr. den Begriff Wolkenkuckucksheim - ein bis heute geflügeltes Wort. Die Utopie ohne Bodenhaftung erweist sich auch bei Aristophanes bald als handfeste Dystopie. Freilich geht die aristophanische Staatengründung längst nicht so drastisch unter wie jene von Schulte-Michels. Der deutsche Regisseur, der dem Volkstheater zuletzt eine überaus gelungene Kurzversion von "Die letzten Tage der Menschheit" bescherte, ist bekannt für beherzte Klassiker-Destillate. Zu seinen bevorzugten Stilmitteln gehören Überzeichnung und Parodie. Die Bühne besteht aus einer raumfüllenden Treppe, die bereits bei Schulte-Michels "Revisor"-Inszenierung (2013) zum Einsatz kam. Die Treppe als sinnfälliges Bild für das von den Vögeln erschaffene Luftikus-Reich ermöglicht zugleich effektvolle Auftrittefür den Chor. An die 30 Laiendarsteller, arrangiert von der Choreografin Teresa Rotemberg, bewegen sich geradezu flirrend-flatterhaft treppauf, treppab. Die Kostüme von Tanja Liebermann sind eine üppige Mischung aus Wildwest-Romantik, Orient-Impressionen und Pussy-Riot-Masken. Die Schaulust bedient die knapp 80-minütige Aufführung meisterhaft. Auch die musikalische Einrichtung von Patrick Lammer, der als beeindruckender Vogel-Kantor auf der Bühne mitwirkt, ist überaus wirkungsvoll - ein gekonnter Mix aus Gospel, Kirchenchor und Musical.“ (Wiener Zeitung)


    „Thomas Schulte-Michels hat Aristophanes‘ politische Komödie „Die Vögel“ wieder aufgegriffen und mit einem routinierten Ensemble als grelle Vogel-Horror-Showinterpretiert.“ (Kurier)